Ein kleines Buch das mit seiner Anlage und Komposition
fesselt und fasziniert.
Italien während der „bleiernen“ 70er Jahre. Paolos Sohn hat
als Terrorist drei Menschen getötet. Nach der Gerichtsverhandlung ist Paolos
Frau darüber vor Kummer gestorben. Trotzdem besucht Paolo den Sohn, so oft es
ihm erlaubt wird.
Luisa besucht ihren Mann im Gefängnis. Er hat eine
gewalttätige Seite und im Suff einen Menschen erschlagen. Nachdem er im
Justizvollzug auch noch einen Wärter getötet hat, landet er im gleichen
Hochsicherheitsgefängnis wie der Terrorist, Paolos Sohn, auf einer kleinen
Insel im Mittelmeer.
Paolo ein grüblerischer Intellektueller, frühpensionierter
Philosophielehrer und Luisa, einfache Bäuerin, Mutter von fünf Kindern, eine
Frau, die mit den sprachlichen Zwischentönen eines Paolo nichts anfangen kann,
bleiben wegen eines Unfalls für eine Nacht auf der Insel hängen. In Gesprächen
und Rückblicken werden ihre Geschichten erzählt, die unterschiedlicher nicht
sein könnten. Und doch sind die beiden in der Lage sich gegenseitig zu
akzeptieren und zu helfen. Ja, sie sind sogar in der Lage, dem Vollzugsbeamten
Nitti und seiner Frau eine Chance für ihren weiteren Lebensweg zu eröffnen.
In der kleinen Geschichte zweier Menschen bringt Francesca Melandri die
ganze Tragik der italienischen Gesellschaft dieser Jahre zum Ausdruck. Ein Buch
von großer sprachlicher Schönheit über ein Thema, das Menschen an die Grenzen
ihrer Leidensfähigkeit führt.