Dienstag, 8. Januar 2013

Heute Morgen um fünf Uhr ausgelesen: „Über Meereshöhe“ von Francesca Melandri



Ein kleines Buch das mit seiner Anlage und Komposition fesselt und fasziniert. 

Italien während der „bleiernen“ 70er Jahre. Paolos Sohn hat als Terrorist drei Menschen getötet. Nach der Gerichtsverhandlung ist Paolos Frau darüber vor Kummer gestorben. Trotzdem besucht Paolo den Sohn, so oft es ihm erlaubt wird.
Luisa besucht ihren Mann im Gefängnis. Er hat eine gewalttätige Seite und im Suff einen Menschen erschlagen. Nachdem er im Justizvollzug auch noch einen Wärter getötet hat, landet er im gleichen Hochsicherheitsgefängnis wie der Terrorist, Paolos Sohn, auf einer kleinen Insel im Mittelmeer.
Paolo ein grüblerischer Intellektueller, frühpensionierter Philosophielehrer und Luisa, einfache Bäuerin, Mutter von fünf Kindern, eine Frau, die mit den sprachlichen Zwischentönen eines Paolo nichts anfangen kann, bleiben wegen eines Unfalls für eine Nacht auf der Insel hängen. In Gesprächen und Rückblicken werden ihre Geschichten erzählt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch sind die beiden in der Lage sich gegenseitig zu akzeptieren und zu helfen. Ja, sie sind sogar in der Lage, dem Vollzugsbeamten Nitti und seiner Frau eine Chance für ihren weiteren Lebensweg zu eröffnen.
In der kleinen Geschichte zweier Menschen bringt Francesca Melandri die ganze Tragik der italienischen Gesellschaft dieser Jahre zum Ausdruck. Ein Buch von großer sprachlicher Schönheit über ein Thema, das Menschen an die Grenzen ihrer Leidensfähigkeit führt.