Wer bitte ist Libor?
Alles nur Kleingeld? |
Jedesmal wenn ich den Wirtschaftsteil der „Zeit“ lese und
aufs Neue die letzten Schurkereien aus der Bankenlandschaft präsentiert bekomme
– hier
nur ein Teil von dem, was über die Liborschweinereien in der Printausgabe steht
– überlege ich, weshalb das so ist,
dass offensichtlich Banker, die in einem Segment arbeiten, das „am großen Rad
dreht“, die Weltwirtschaft bestimmt, in großer Anzahl korrumpierbar und
verantwortungslos sind. Dagegen sind alle Banker, die ich persönlich kenne, die
sich mit ganz normalen Kunden abgeben, absolut verlässliche Leute, die man auch
mit Millionensummen nicht dazu bewegen könnte, das Geld ihrer Kunden mit
dubiosen Geschäften aufs Spiel zu setzen. Diese Leute haben auch ganz klar
erkannt, welche Risiken in sogenannten „modernen“ Finanzprodukten stecken und
haben solche nie für ihre Kunden oder ihre Bank gekauft. Sie sind auch völlig
problemlos durch die Finanzkrise geschippert, einfach weil sie rechnen können.
Ist es Voraussetzung für Chefsessel großer Geldinstitute, dass man das Rechnen
verlernt?
Allerdings sind die großen Bosse ja ganz gute Rechner, wenn
es um Provisionen, Boni, Abfindungen und Pensionen geht. Die Banker, die ich
kenne verdienen zwar gut, aber immer noch deutlich weniger, als unsere
Bundeskanzlerin. Ich muss da immer an die Szene aus „Pretty Woman“ denken, wenn
Julia Roberts, nachdem er sie vor einer Vergewaltigung durch seinen Kompagnon
gerettet hat, Richard Gere ins Gesicht schleudert: „Bringen sie euch Jungs das
auf dem College bei, wie man eine Frau ins Gesicht schlägt?“
Lernt man auf der London School of Economics oder einfach
auf dem steilen Weg nach oben, wie man Kunden, Politik, ganze Volkswirtschaften
und sich selbst betrügt? Was treibt Leute wie Barclay Chef Diamond? Was hindert
die amerikanische Justiz die Verantwortlichen der Lehman Pleite endlich vor
Gericht zu stellen? Wo ist der Fehler im System, der dafür sorgt, dass die
Banker der kleinen Leute grundsolide Finanzhandwerker sind und die Obermacher
und Gesprächspartner unserer Politiker Größenwahnsinnige im Stile eines Ackermann
oder Notheis?
Okay ich weiß: Geld verdirbt den Charakter. Aber ich bin mir
völlig sicher, dass ich mindestens 50 Leute kenne, die mit ausreichender
Qualifikation so einen Job machen könnten und trotzdem nicht abheben würden.
Warum schaffen es die nicht in solche Positionen?
Es muss das Killergen sein, das einem erst ermöglicht einen
Konkurrenzkampf für diese Leitungspositionen auszuhalten, das sich eben
letztlich auch als ein Gen der Verantwortungslosigkeit aus mangelnder Moral
zeigt. Denn das ist es ja, was diesen Leuten fehlt: Die Moral richtig von
falsch zu unterscheiden. Und keiner sage mir, das sei in diesen Dimensionen
nicht mehr möglich. Die wissen ganz genau, welche menschlichen und
wirtschaftlichen Prinzipien sie mit Füßen treten.
Aber genug auf die großen Abzocker geschimpft, denn wir sind oft nicht
besser: Jeder weiß, dass bei Geschäften mit einer Rendite von über 10 Prozent
irgendjemand die Zeche zahlt. Seien es Arbeitnehmer, die Umwelt, die Zukunft
oder ganz einfach betrogene Anleger. Würde niemand in solche Geschäfte
investieren, dann wäre der Spuk bald beendet. Wobei natürlich auch hier wieder
gilt: Es sind nicht die kleinen Anleger, die solche Geschäfte machen, sondern
die, denen sowieso schon zu viel Geld am Arsch klebt. Insofern ist der
Vorschlag einer Vermögensabgabe
auf große Vermögen über 250 000 Euro pro Person, zur Refinanzierung der Eurokrise, sehr bedenkenswert und sollte
auf jeden Fall weiterverfolgt werden. Vielleicht wäre das ja mal was für die
Piraten, um auch auf einem anderen Feld der Politik, außerhalb der Netzpolitik,
Profil zu zeigen.Bildnachweis: Chocolat auf www.pixelio.de
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